Finanzen bei Trennung und Wechselmodell - So sind wir aufgestellt!
Wenn die Trennung unvermeidbar ist…
Eine Trennung in einer Partnerschaft bringt man nicht leichtfertig übers Herz - ganz besonders nicht, wenn Kinder involviert sind. Ich zeige dir, wie wir unsere Trennung organisiert haben und unsere Finanzen geregelt sind.
Spoiler: Wir haben ein gemeinsames Kinderkonto und es macht alles so viel leichter! 😉
Schon während der Partnerschaft gut haushalten
In unserer Partnerschaft hatten wir ein 3-Konten-Modell: Jede:r hat weiterhin ein eigenes Gehaltskonto und gemeinsam haben wir ein Haushaltskonto. Hierauf fließt das Kindergeld sowie ein monatlich fester Betrag von uns beiden. Alle laufenden, gemeinsamen Ausgaben werden hiervon gezahlt.
Hier findest du meinen kompletten Beitrag zum Drei-Konten-Modell für Partnerschaften.
Die Trennung finanziell regeln
Da wir die Trennung gemeinsam beschlossen haben, gab es bei uns keinen Streit um materielle Dinge: Gemeinsame Anschaffungen wurden gegeneinander aufgerechnet und eine machbare Kompensation gezahlt.
Größter Knackpunkt war bei uns das Auto, dass wir leider brauchten um das Kind in die Kita zu fahren. Unser Deal: Wer das Kind hat, hat das Auto. Und so übernahmen wir die Abzahlrate zu gleichen Teilen.
Da wir beide während der Partnerschaft etwa gleich viel gearbeitet haben und unsere Rentenpunkte auch gut aufgeteilt hatten, sahen wir keinen Anlass für Ausgleichszahlungen. Wichtiger war uns: Wie soll es weitergehen?
Unterstützung holen - Beratungsangebote nutzen
Wir haben eine Einigung ohne Jugendamt gefunden. Besonders gut betreut wurden wir dabei von der EFB - Erziehungs- und Familienberatung Berlin. Dies ist ein kostenloses Angebot, dass vom Senat finanziert wird. Auch viele andere Träger bieten kostenlose Beratungen an, sowohl in Einzelgesprächen als auch in Paarkonstellationen.
Wir sind sowohl bei Problemen während der Partnerschaft dorthin gegangen und haben dort auch unsere Trennung “verhandelt”.
Sorgearbeit aufteilen
Was total klar war: Wir beide wollen unseren Sohn weiterhin zu gleichen Teilen betreuen - und einigten uns darauf, auf Unterhaltszahlungen zu verzichten. Stattdessen sollte jede:r die Möglichkeit haben, gleich viel zu arbeiten um den Lebensunterhalt für sich selbst und jeweils zur Hälfte für das Kind bestreiten zu können.
Gerechte Sorgearbeit hat viele Gesichter
Wechselmodell heißt nicht zwangsläufig, dass das Kind wöchentlich wechseln muss. Es gibt auch Modelle in denen das Kind alle 5/2/2/5 Nächte bei den Eltern ist oder 3/4/4/3 Nächte. Damit werden die Zeiträume dann nicht solang, was besonders bei kleineren Kindern relevant sein kann.
Bei mehreren Kindern kann man außerdem über ein Nestmodell nachdenken: hier wechseln die Eltern regelmäßig und die Kinder bleiben in der Wohnung. Informiere dich am besten in einer Beratungsstelle über alle Möglichkeiten!
Ciao Haushaltskonto, Hello Kinderkonto
Unser vorheriges Haushaltskonto wurde zu unserem Kinderkonto: Das Kindergeld fliest weiterhin hierauf und jeder von uns zahlt noch 50 € pro Monat extra. So haben wir ein monatliches Budget von 350 €.
Davon zahlen wir
👶🏻 Kleidung, Anschaffungen für den täglichen Bedarf wie Brotdosen, Trinkflasche, Schuhe, Spielzeug (größere Anschaffungen und Geschenke sprechen wir ab, werden aber auch hiervon bezahlt).
👶🏻 Kitabeiträge und -verpflegung
👶🏻 Geschenke für Freunde des Kindes, Erzieherinnen o.ä.
🍨 Essen und Eintritt bei gemeinsamen Unternehmungen (z.B. Eis essen zu besonderen Anlässen)
💰 Sparrate ins Depot unseres Kindes
🚘 Laufende Autokosten wie Benzin & Reinigung (wir fahren tatsächlich meist nur zur Kita oder machen Ausflüge mit dem Kind)
Jeder von uns hat eine ec-Karte für das Konto sowie das Konto bei Paypal verknüpft, sodass Online-Einkäufe kein Problem sind.
⚠️ Wenn das Kindergeld an ein anderes Konto gezahlt werden soll, kannst du das der Familienkasse einfach kurz schreiben. Das hat bei uns gut geklappt.
Das zahlt jede:r selbst
🍕 Essen und Drogerieartikel
🏖️ Freizeitkosten und Urlaub
🛏️ Möbel und Einrichtung für das jeweilige Kinderzimmer
Die Sachen gehören dem Kind!
Der Vorteil bei den gemeinsamen Anschaffungen: Wir streiten nicht über materielle Dinge, denn die gehören dem Kind. Ob die tolle Jacke, das neue Spielzeug oder ein bestimmtes Buch bei Mama oder Papa sein soll, entscheidet im Zweifel das Kind. 🧦
Mein Bestand an Kindersocken ist geschrumpft? Dann frage ich beim Papa an. Hat er zuviele, bekomme ich bei der nächsten Übergabe welche. Hat er auch zu wenige, kaufe ich meist doppelt für beide Haushalte und zahle natürlich vom gemeinsamen Konto.
Verkaufserlöse von gemeinsamen Dingen gehen bei größeren Beträgen zurück auf das Kinderkonto. Bei kleineren Beträgen wandert das Geld in die Urlaubskasse desjenigen, der:die den Aufwand für den Verkauf betrieben hat. Von dem Urlaub profitiert das Kind ja dann auch. 😊
Steuern!? 😱
Da ich mich um die meisten administrativen Dinge kümmere, unser Kind weiterhin in meiner Wohnung gemeldet ist und ich auch offiziell das Kindergeld empfange, konnte ich in die etwas vorteilhaftere Steuerklasse 2 wechseln.
Das entsprechende Formular zur Änderung der Steuerklasse bekommst du bei deinem Finanzamt.
Wir sorgen durch rechtzeitige Vorsorge dafür, dass sich unser Kind ein Studium selbst finanzieren kann.
Wir sparen gemeinsam!
Der Vater meines Kindes ist nicht so engagiert beim Thema Finanzen wie ich, ABER: durch unser gemeinsames Kinderkonto ist es super easy gemeinsam zu sparen. Jeden Monat fließt eine Sparrate in das ETF-Depot unseres Kindes. Wir zahlen also beide zu gleichen Teilen darauf ein.
Das Depot läuft auf den Namen unseres Kindes, das Geld gehört also ihm! Beide Eltern haben darauf Zugriff, aber wir können uns tatsächlich verklagen, wenn wir das Geld zweckentfremden. ☠️
Unser Ziel ist es, dass unser Kind - falls es mal studieren möchte - von uns keine finanzielle Unterstützung mehr brauchen wird. Wir sorgen durch rechtzeitige Vorsorge dafür, dass er sich selbst finanzieren können wird. 😊
Das entlastet auch uns als Eltern finanziell. 🧘🏻♀️🧘🏼♂️
Allgemeine Tipps zur Trennung
Was für uns neben der oben erwähnten Erziehungs- und Familienberatung wirklich hilfreich war:
☮️ Räumliche Trennung
☮️ Klare Absprachen zu Betreuungszeiten
☮️ Das Betreuungsmodell flexibel anpassen, wenn es sich nicht gut anfühlt.
☮️ Gemeinsame Trennungsregeln formulieren (z.B. nicht schlecht über den Anderen reden vor dem Kind)
☮️ Gemeinsame Erziehungsregeln formulieren, damit die Werte auch alleine umgesetzt werden.
☮️ Klar kommunizieren, wenn Belastungsgrenzen erreicht sind, Gespräche besser zu einem anderen Zeitpunkt fortgeführt werden sollten oder man akut Unterstützung braucht.
☮️ Immer im besten Interesse des Kindes handeln, Ego ausschalten und im Gespräch bleiben!
Wir werden uns nicht mehr los 😅
Ein gemeinsames Kind verbindet ein Leben lang und wir tragen gemeinsam eine große Verantwortung für die seelische Gesundheit eines (oder mehrerer) Menschen. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine friedliche Trennung und (wieder) glückliche Eltern auch einen positiven Effekt auf Kinder haben.
Natürlich geht das Ganze nicht ohne Wachstumsschmerzen, aber die harte Arbeit wird sich ganz sicher auszahlen. ❤️
Hilfreiche Literatur
So kann ich dir weiterhelfen!
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